Nachrichten aus der Region Köln/Bonn

Regionalforum Klimawandelvorsorge

Mehr Kooperation und beschleunigtes Handeln für die Zukunftsaufgabe Klimawandelvorsorge.

Julia Holland

Rund 120 Akteur*innen aus der Region trafen sich am Dienstagabend, 21. März 2023 beim Regionalforum Klimawandelvorsorge. Bei der Veranstaltung, die im Rahmen des Regionalen Fachdialogs Klimawandelvorsorge im Kunstmuseum Bonn stattfand, tauschten sich die Teilnehmenden zu Bedarfen, Hemmnissen und Lösungen für eine gemeinsame Umsetzungsoffensive für mehr  Klimaanpassungsmaßnahmen in der Region aus.

Die steigende Hitzebelastung in den Städten der Region Köln/Bonn, die Wasserknappheit der Bergischen Talsperren und Trockenheit in den landwirtschaftlichen Gunstgebieten der Börde und andere Phänomene des Klimawandels haben wir jüngst in den heißen Sommern erlebt. Aber auch Starkregenereignisse, die Bäche über die Ufer treten lassen, gehören zur mittlerweile breiten Palette der innerhalb der Region vor Ort spürbaren Folgen des Klimawandels. Die Städte und Kommunen haben bereits zahlreiche Initiativen und Projekte zur Anpassung an die Klimafolgen entwickelt – dies wurde im Rahmen des „Regionalen Fachdialog Klimawandelvorsorge“, der seit 2021 vom Region Köln/Bonn e.V. initiiert und organisiert wird, deutlich. Das Regionalforum im Kunstmuseum Bonn stellte die bisherigen Erkenntnisse des Fachdialogs den rund 120 Akteur*innen aus Kreisen und Kommunen, Zweckverbänden u.a.m. vor. Die Akteur*innen waren sich einig: zwar lägen Strategien und Konzepte vor, es brauche aber mehr Dynamik in der Umsetzung, hin zu konkreten Projekten und Maßnahmen. So wurden explizit die notwendigen Rahmenbedingungen für ein konsequenteres Klimaanpassungshandeln in der Region hervorgehoben: personelle und finanzielle Ressourcen, neue Kooperationen und eine neue Governance. Unterstützt werden die regionalen Akteur*innen dabei durch das Land Nordrhein-Westfalen.

Schon im Grußwort der Bundestadt Bonn machte Bürgermeisterin Melanie Grabowy deutlich, wie wichtig es sei, gemeinsam den Herausforderungen des Klimawandels, der bereits deutlich zu spüren sei, zu begegnen: „Der Klimaschutz, aber auch die Klimaanpassung, sind die drängenden Aufgaben unserer Zeit. Die Folgen der Klimakrise sind in der Region bereits deutlich zu spüren und sie treffen uns alle. Umso wichtiger ist ein regionales Vorgehen in der Klimaanpassung und ein intensiver Austausch zwischen den Kommunen, denn nur zusammen entwickeln wir die notwendige Schwarmintelligenz mit dieser Krise umzugehen.“

Anschließend betonte auch Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in Nordrhein-Westfalen, dass der Handlungsdruck im Land enorm sei: „Es wird zu nichts weniger führen, als dass wir unsere Städte komplett umbauen müssen. Bereits heute habe die Änderung der Temperaturen drastische Folgen, wie man 2022, dem in NRW heißesten Jahr seit Temperaturaufzeichnung, schon erkennen konnte.“ Den Förderbedarf habe das Land laut Haase erkannt und verwies auf das kürzlich gestartete Multifondsprogramm EFRE/JTF NRW 2021-2027 der EU und des Landes NRW, das u.a. umfangreiche Möglichkeiten für kommunale Investitionen in Klimaresilienz und Biodiversität biete. Er kündigte an, dass in den nächsten Monaten die beiden Förderaufrufe „Klimaanpassung auf lokaler und regionaler Ebene“ sowie „Grüne Infrastruktur“ starten werden. Neben der finanziellen Unterstützung biete das Land mit dem neuen Klimaatlas des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zudem wichtige Hinweise für die Kommunen.

William Wolfgramm, Beigeordneter für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften der Stadt Köln, gab im Anschluss Einblick in die Arbeit auf kommunaler Ebene und zeigte auf, welche konkreten Projekte in Köln bereits umgesetzt oder geplant sind. Neben dem Hitzeaktionsplan der Stadt Köln sowie dem seit 2018 laufenden Förderprogramm „Grün hoch 3 – für mehr Grün in der Stadt“ stellte er auch das Projekt Kasemattenstrasse vor, welches eines der sogenannten Zukunftsprojekte des Agglomerationsprogramms für die Region Köln/Bonn darstellt.

Das Agglomerationsprogramm wurde unter Federführung des Region Köln/Bonn e.V. und auf Basis der Dachstrategien Agglomerationskonzept und Klimawandelvorsorgestrategie erarbeitet und forciert die Umsetzung regionalbedeutsamer Projekte. Mit diesem Programm hat sich die Region Köln/Bonn ihre Grundlage für die Transformationsaufgaben der kommenden Jahre erarbeitet. In der nun laufenden umsetzungsorientierten Phase des Agglomerationsprogramms werden entlang der Programmlinien einerseits gelungene Realisierte Projekte zur Adaption und Imitation präsentiert und kommuniziert. Andererseits unterstützt der Region Köln/Bonn e.V. Zukunftsprojekte die das Potenzial haben, der nachhaltigen Transformation der Region Köln/Bonn Rechnung zu tragen.

Die Dringlichkeit und Relevanz eines solchen umsetzungsorientierten Programms verdeutlichte auch die anschließende Podiumsrunde, die von Andrea Hartz (agl, Landschafts-, Stadt- und Raumplanung) moderiert wurde. An der Runde nahmen neben Staatssekretär Haase und William Wolfgramm auch weitere Akteur*innen aus der Region Köln/Bonn teil. Hierzu zählten Elke Reichert, Dezernentin für Umwelt, Mobilität und Bau des Rheinisch-Bergischen-Kreises, David Baier als Leiter des Amts für Umwelt und Stadtgrün der Bundesstadt Bonn; der Bereichsleiter ‚Gewässer’ des Erftverbands, Herr Dr. Dietmar Jansen sowie Christoph Becker, Bürgermeister der Stadt Bornheim, teil.

Die Podiumsrunde war sich in dem Punkt einig, dass die Ressourcen, finanziell und personell, für die Umsetzungsphase derzeit nicht ausreichend sind und man diese möglichst gemeinsam und effizient organisieren sollte. Zudem sahen alle das immense Potential, das in der Region und v.a. in der interkommunalen Zusammenarbeit liegt. Intensivere Kooperationen und interkommunale Projekte werden als Bedingung für ein effiziente und nachhaltige Umsetzung in der Klimaanpassung benannt. Der Umgang mit Interessenskonflikten ist für die Umsetzungsphase vielerorts ein Problem, empfohlen wird, ein gemeinsames Zielsystem zu entwickeln und sich dazu zu bekennen: „Wir sollten Zielkonflikte wirklich überwinden und keine faulen Kompromisse eingehen“, so Dr. Jansen vom Erftverband. Ein Hemmschuh sei dabei auch die jeweils passende Kommunikation, denn Realisierungen würden laut Jansen meist nicht an technischen Lösungsansätzen scheitern, sondern an einer fehlerhaften Kommunikation im Sinne einer fehlenden breiten Akzeptanz.

Der Region Köln Bonn e.V. wird die Region auch weiterhin bei Umsetzung der Zukunftsaufgabe Klimawandelvorsorge begleiten und unterstützen: durch gezielte Vernetzungsangebote, die Einbindung in des Agglomerationsprogramms der Region Köln/Bonn sowie einer passgenauen Fördermittelberatung der Mitglieder und ihrer kreisangehörigen Kommunen sowie weiterer Akteur*innen  durch den Arbeitsbereich COMPASS.

Die zusammengefasste Dokumentation der Workshops zu den Themen „Starkregen“, „Kritische Infrastrukturen“, „Thermische Belastung“ und „Hochwasser“ können auf der Webseite des Vereins heruntergeladen werden.

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